Skip to main content

Wilderness

Amazon Prime Video
Eine Staffel, 6 Folgen
Drama, Thriller 

"Oh, look what you made me do." Dieser Hit von Taylor Swift wird hier nicht nur zum Titelsong, sondern beschreibt die ganze Serie sehr treffend. In Wilderness auf Prime Video spielt Jenna Coleman eine betrogene Ehefrau, die ihren ganz persönlichen Rachefeldzug startet. Was die Serie zwischen Girly-Hits und Top-Cast tatsächlich kann, das haben wir für euch ausgecheckt.

Vom Fremdgehen und Rachegelüsten

Olivia spielt für ihren Ehemann Will die perfekte Ehefrau. Erst vor kurzem hat sie ihre Karriere aufgegeben, um mit ihm nach Amerika zu ziehen. Sie nimmt sich immer mehr für ihren Mann zurück und stellt seine Bedürfnisse vor ihre eigenen. Als sie erfährt, dass Will ihr seit Jahren regelmäßig fremdgeht, geht etwas in ihr kaputt. Sie rutscht immer tiefer in eine Spirale aus Verzweiflung und Wut, die in ihr ungeahnte Impulse weckt.
Jenna Coleman (bekannt aus Doctor Who und The Sandman) spielt gemeinsam mit Oliver Jackson-Cohen (The Haunting) ein modernes Paar, dessen Beziehung durch den aufgedeckten Verrat vielleicht zum ersten Mal eine wirkliche Tiefe gewinnt. Auf einem Roadtrip durchleben sie gemeinsam Auf und Abs und verlieren sich in ihrer Wut aufeinander. Vor allem Liv entdeckt eine völlig neue Seite an sich und, dass sie zu ungeahnten Dingen fähig ist. Die gemeinsamen Szenen sind stark gespielt und zeichnen glaubwürdig ein kaputtes Paar.

Ist das wirklich Girlpower? 

Man ist sich nicht so ganz sicher, was die Serie vermitteln möchte. Der Soundtrack, der neben Taylor Swifts Hit auch viele andere Songs beinhaltet, die auf so manchem Mädelsabenden laufen könnten, spielt gut in das VoiceOver der Hauptprotagonistin, die zynisch von ihrer eigenen Entwicklung berichtet.
Gerade in den ersten Folgen wird man das Gefühl nicht los, dass hier die Geschichte einer starken Frau erzählt werden soll. Allerdings kommt die Hauptprotagonistin häufig eher sprunghaft daher. Ihre Emotionen springen nicht so recht auf den Zuschauer über, was wohl vor allem an der etwas konfusen Erzählweise der Serie liegt. Viele Bilder und Szenen wirken einfach zu klischeehaft, um sie wirklich ernst nehmen zu können. Wie bei vielen Streaming-Serien hat man das Gefühl, dass nicht genug Zeit oder Budget vorhanden war, um die Geschichte konsequent zu durchdenken und zu erzählen.
In der Mitte der Serie verschiebt sich der Fokus dann noch einmal in eine interessante Richtung. Leider etwas zu spät...Ein richtig gelungenes Ende bleibt aus, denn gegen Ende verliert die Serie schnell an Schwung und wird mehr zum Krimi als zum Thriller.

Ein seltsamer Soundtrack, ein überzogenes Finale und jede Menge emotionale Feuerreifen

Am Ende kann Moffat dann einfach nicht genug bekommen. Anstatt sich auf das spannend erzählte Charakterdrama zu verlassen verliert er sich schon ab Folge 2 in dramatischen Überhöhungen, die einige Logiklücken und Stirnrunzler zurücklassen. Im Finale überdreht das alles dann dermaßen, dass plötzliche Todesfälle der Protagonisten reflexartig ein Lachen auslösen: “Moment mal, was...?” ist dann die Reaktion, die man so einige Male auf den Lippen hat. Der farblose Song, der in jeder Folge mehrfach zum Einsatz kommt, hat genauso wenig Charakter wie die Auflösung der Serie. Manchmal ist weniger einfach mehr: aber das scheint der Fluch zu sein, an dem auch schon Sherlock eingeknickt ist. Aus einem bestechend einnehmenden Anfang wird ein Tohuwabohu aus kontextlosen Plotlines. Immerhin wegen der Schauspieler lohnt sich das Einschalten, denn die arbeiten sich tapfer durch die eingängigen Dialoge und sagen am Ende auch zum fünften Mal nochmal brav die Moral der Serie auf: in uns allen steckt ein Mörder, schon verstanden...

Fazit Eingeschränkte Binge-Empfehlung. 'Wilderness' möchte mehr sein, als es am Ende ist - aber für den Cast lohnt sich der Watch.


Unsere Serien- und Film-Expertin

Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & freie Autorin

Als Medienwissenschaftlerin und freiberufliche Dozentin gehören Filme und Serien zu meinem Berufsalltag. Meine Begeisterung für's große Kino hat darunter jedoch nie gelitten. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache. 

Über Anregungen und Kommentare freue ich mich!